Alle drei Bandmitglieder waren an der Entstehung von LIVE IN JAPAN 1973 und LIVE IN LONDON 1974 beteiligt, ganz besonders ist die Sammlung jedoch Beck und Bogert gewidmet, die 2023 bzw. 2021 verstarben. Das Set enthält ein umfangreiches Booklet mit ausführlichen Linernotes über die Bandhistorie von Musikjournalist/Manager Bruce Pilato, ausserdem Erinnerungsstücke, Archivfotos und einen Poster-Nachdruck.
Beck und Appice mischten alle Konzerte dieses Sets von den originalen Multitrack-Bändern ab, die seit fast 50 Jahren in Becks Archiv lagerten. Damit stellt die nun vorliegenden Veröffentlichung die zahlreich zirkulierenden Mitschnitte in Bootleg-Qualität weit in den Schatten – ein Umstand, der Beck selbst am meisten zufriedenstellen dürfte: er hasste Musikmitschnitte von mittelmässiger Qualität. Die beiden Performances in der Koseinenkin Hall in Osaka, Japan (aufgenommen am 18. und 19. Mai 1973) wurden einige Monate nach den Konzerten exklusiv in Japan veröffentlicht, das komplette Konzert im Rainbow Theatre in London, England (aufgenommen am 26. Januar 1974) wurde bis heute nirgends veröffentlicht.
Im Booklet beschäftigt sich Pilato unter anderem mit dem Umstand, dass Beck, Bogert & Appice trotz ihrer kurzen Lebensspanne ein bleibendes Vermächtnis hinterliessen. So sah Melody Maker die Supergroup als „erste Nachfolger von Cream“, der NME sprach von einem „Ensemble von nahezu beispielloser Grossartigkeit“.
„Das Potenzial war allen Beteiligten schlagartig klar, als die drei begannen, über die Gründung einer Band zu sprechen“, schreibt Panto in seinen Linernotes. „1967 verliess Beck die Yardbirds (zusammen mit Eric Clapton und Jimmy Page) und gründete seine eigene Band, die sowohl bei der Kritik als auch kommerziell erfolgreich war. Bogert und Appice waren die glühend heisse Rhythm Section, die zuvor sowohl Vanilla Fudge als auch dem Blues-Rock-Quartett Cactus Dampf gemacht hatte. 1969 hatte es einige Fehlstarts gegeben, doch nachdem Jeff Tim und Carmine für das Ende der 72er-Tour mit der Jeff Beck Group mit an Bord geholt hatte, jubilierte die Musik-Community bereits voller Vorfreude."
In einem Interview aus dem Jahr 1972 sagte Beck, dass ein Konzertbesuch bei Vanilla Fudge nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen habe: „Ich sah das Potential von Fudge als Gruppe, aber ich sah keine Gemeinsamkeiten mit meinem Spiel. Er als sie jammten, stellte ich fest, dass Carmine neben dem Fudge-Kram noch einiges anderes im Werkzeugkasten hatte, ebenso wie Tim. Tim ist ein Bassist wie vom Mars. Er spielt wie ein Marsianer aus Motown!"
LIVE IN JAPAN 1973 wurde nur wenige Wochen nach dem Erscheinen des selbstbetitelten Debüts von Beck, Bogert & Appice mitgeschnitten. Die Musik strotzt vor roher Energie und hält berauschende Live-Versionen von fast allen Songs des Albums bereit, darunter „Superstition“, „Lady“ und „Livin' Alone“. Das Trio spielte auch Songs von den Yardbirds („Jeff's Boogie“) und der Jeff Beck Group („Morning Dew“ und „Going Down“).
Nach der Tour zum Debütalbum äusserte Bogert gegenüber der britischen Musikpresse die Vermutung, dass einige Fans nicht auf das hohe Energielevel von BBA vorbereitet gewesen seien: „Wir haben viele Leute überrascht, die entspannte Musik erwartet hatten... Wir sprechen vor allem Leute an, die laute, dreckige Musik mögen, die Spass macht. Wir sind eine dreckige Band und wir wollen die Leute antörnen“.
Das Konzert auf LIVE IN LONDON 1974 wurde acht Monate nach den Shows in Japan aufgenommen und somit kurz vor der Auflösung des Trios. Die Setlist enthielt mehrere Songs, die BBA für ihr zweites Studioalbum aufnehmen wollten, zu dem es jedoch nie kommen sollte – u. a. „Satisfied“, „Jizz Wizz“ und „Solid Lifter“.
Heute, ein halbes Jahrhundert nach der Gründung des Trios, bedauert Appice, dass dieses Erlebnis zu schnell endete: „So künstlerisch erfüllend es damals war: es ging alles zu schnell... Die Tatsache, dass wir zusammen Musik machen konnten, war grossartig. Jeff, Tim und ich haben exzellent miteinander harmoniert, aber bevor wir es uns versahen, war es schon wieder vorbei.“